Regionale 23 – Pars pro toto
Vincent Chevillon (F), Elise Grenois (F), Thomas Hammelmann (D),
Klaus Meyer (CH) und Janis Polar (CH)
T66 Kulturwerk, Freiburg
Einführung zur Vernissage am 25.11.2022 von Dr. Heike Piehler
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kunstfreund*innen,
die Künstler*innen kannten sich gegenseitig nicht, aber sie haben in den letzten Tagen eine starke Ausstellung aufgebaut, die als ein stimmiges Ganzes erscheint – das möchte ich Ihnen im Folgenden gern darlegen.
Mein Glückwunsch dazu geht auch an das diesmal vierköpfige Kuratorenteam mit Helge Emmaneel, Angelina Kuzmanovic, Michael Ott und Chris Popovic. Diese Ausstellung ist ein schönes Beispiel dafür, dass viele Köche auch sehr gut zusammen kochen können, wenn alles harmoniert!
„Pars pro toto“ ist der Titel der Ausstellung, und damit ist nicht gemeint, dass die Exponate sich so wunderbar zu einer Ausstellung verbinden.
So sind unter anderem Kohlezeichnungen von Klaus Meyer (aus Basel) auf weichem, strukturiertem Papier zu sehen. Er bezeichnet seine Werke unprätentiös als „Szenerien“, dies hier ist die „Szenerie 53“. Klaus Meyer hat sich über viele Jahre in sozialen und kulturellen Projekten engagiert. Künstlerisch ist er Autodidakt und hat seit 2016 ein eigenes Atelier. Kohle ist das Ausdrucksmittel seiner Wahl. Seine Landschaften und Seestücke (im Sinne eines William Turner) sind in differenzierten Wisch- und Radiertechniken trocken gearbeitet und weisen eine hohe atmosphärische Dichte auf. Unser Exponat ist das bislang größte, das er erstellt hat.
Es lässt den Betrachter tief eintauchen, man kann kontemplativ darin versinken. Große Formate stellen besondere Anforderungen an den Künstler. Die Kollegin Isabel Zürcher hat es bei einer Vernissage im vergangenen Jahr so ausgedrückt: „Ein Großformat braucht Kraft, um kompliziert gewordene Windrichtungen und unberechenbare Abgründe zu meistern.“
An der „Szenerie 53“ hat der Künstler über einen Zeitraum von zwei Jahren gearbeitet und das Werk dieses Jahr vollendet. Fertig war es erst, nachdem er subtil Pigmente in Blau (links oben) und Indischrot (rechts unten) aufgetragen hat, um einzelne Schwarztöne kaum sichtbar zu akzentuieren.
Auch wenn Klaus Meyer üblicherweise nicht von realen Landschaften ausgeht – in diesem Großformat entfernt er sich am weitesten von konkreten Motiven wie Landschaftssilhouetten oder Wolkenformationen. Ist hier das Meer zu sehen, oder ein Nebelmeer, wie bei Caspar David Friedrich? Nichts ist einzeln bestimmbar, alles ist in Auflösung begriffen. Die Atmosphäre ist von einer dramatischen Urgewalt, die letztlich nichts abbildet, sondern für sich selbst steht.